Ein Ausschnitt aus der Ausstellung von Christian Pöllner in der Stadtgalerie Altötting.

„Songs‘n‘Steel – Play it loud“ by Christian Pöllner

Weiche Noten formen harten Stahl

Viele verbinden ihre Jugendzeit mit besonderen Liedern. Lieder, die oftmals enge Begleiter waren und auch heute noch Erinnerungen wecken. „Ich habe versucht, die Botschaften meiner musikalischen Welt in Eisen oder Stahl zu übersetzen“, sagt der Altöttinger Kunstschmied Christian Pöllner. Sehr schöne, spannende und anregende Werke sind entstanden. Die Ausstellung „Songs’n‘Steel - Play it loud“ entführt die Besucher vom 28. September bis 28. Oktober 2018 in eine Welt, in der weiche Noten harten Stahl formen.

Textzeilen aus Popsongs werden in den Händen von Christian Pöllner zu Kunstobjekten

Beeindruckt bleiben die Augen des Gastes an einer riesigen, mehr als zwei Meter hohen Feder aus Eisen hängen. Sie wirkt mächtig, aber trotzdem leicht und filigran. Gehört sie nun einem Vogel oder verkörpert sie anderes? „Sie und ihre kleinen Pendants verkörpern Schreibfedern, die wichtige Utensilien zum Briefschreiben waren. Ich finde, dass Briefe, insbesondere in der heutigen Zeit, viel zu kurz kommen. Dabei sind sie zumeist persönlich und in der Regel sehr bewegend“, erzählt der 52-jährige gebürtige Münchner. Diese Federfamilie beschreibt die Gefühle eines jungen Mannes, der gerade einen Brief seiner Liebsten erhalten hat. Ihn drängt es zum schnellen Aufbruch. Da reicht kein Schnellzug. Da hilft nur ein Flugticket. „The Letter“ von „The Box Tops“ aus dem Jahr 1967 erzählt diese Geschichte und inspirierte Pöllner zu diesem starken Ausdruck.

Ein Stück aus der Ausstellung von Christian Pöllner in der Stadtgalerie Altötting.

Erinnerungen, die verbinden

Nicht minder augenfällig ist die von zwei Löchern zerrissene amerikanische Flagge. Sie hat Flecken, wirkt dadurch nicht stolz und stark, sondern eher schwach und müde. „The Day, John Kennedy died“ ist ein Lied von Lou Reed, das mich sehr bewegt hat. Er singt über den Tag, an dem John Kennedy ermordet wurde. Symbolisch dafür habe ich mich für diese Form der Darstellung entschieden“, sagt der Kunstschmied. Der Mord an JFK verbindet und berührt auch noch generationenübergreifend. Genauso wie die Erinnerungen an schmerz- und verlustvolle Kriege, sowie der Glaube an dauerhaften Frieden. Diesen unauslöschlichen Wunsch besang der große John Lennon unter anderem in „Happy X-Mas“. Er verband dies mit der Vorstellung: „The war is over. If you want it.“ Diese Essenz hat Pöllner sehr interessant in „Eisen auf Eisen“ übersetzt. Im Mittelpunkt sieht man eine vermooste Weltkriegspistole. Sie wirkt durch die nunmehr weichen Konturen ungefährlich und deshalb wie ein Relikt längst vergangener Zeit. Ober- und unterhalb sind die Worte Lennons auf der Platte angebracht.

Ein Stück aus der Ausstellung von Christian Pöllner, mit dem Titel "War is Over" in der Stadtgalerie Altötting.

Liebe als unendliche Kraft

Der Glaube an den Frieden und der damit untrennbar verbundenen Liebe wohnt wohl allen Herzen inne. „Liebe“, findet Christian Pöllner, „ist eine Kraft, die immer bestehen wird. Sie ist die Basis des Lebens.“ Um diese Worte zu verewigen bedient er sich einer Bibelstelle. Diese hat der Bayer auf einem langen Eisenband eingraviert. Am Ende steht: Glaube, Hoffnung, Liebe. Das Band hat er zu einem Rad geformt, das der Betrachter drehen kann. „Ich wollte auf diese Weise die Unendlichkeit der Liebe interpretieren. Ein Rad kann sich im Prinzip unaufhörlich drehen“, sagt der Künstler.

Die Ausstellung „Songs’n‘Steel– Play it loud“ wird viele Menschen berühren. Schon alleine deshalb, weil es zu jedem Werk auch die entsprechende Musik zu hören gibt.

Elemente der Ausstellung von Christian Pöllner in der Stadtgalerie Altötting.