Luftaufnahme vom Kapellplatz Altötting.

Der Bürgermeister Blog

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Donnerstag, 30. März 2023

Der Wind, das himmlische Kind?

Liebe Leserinnen und Leser,

in den vergangenen Wochen erreichten mich zahlreiche Briefe und E-Mails zum geplanten Windpark im Altöttinger Forst im Landkreis Altötting – häufig anonym und sehr oft angreifend und nicht gerade freundlich!

In einer jüngst erhaltenen E-Mail wurde mir vorgeworfen, dass mein Loblied über die Aktion „125 Jahre Altötting, 125 Bäume für Altötting“ nicht vereinbar mit dem mitgetragenen Stadtratsbeschluss zur Errichtung von Windrädern im Altöttinger Forst sei. Demnach würden doch alleine für die Errichtung von Windrädern mitten im heimischen Wald unzählige gesunde Bäume gefällt, welche einen enormen Nutzen für Mensch und Natur erbringen.
Weiter schrieb die Person, wie man als mündiger Bürger bei so einer eklatanten Wendehalspolitik eines Bürgermeisters noch Vertrauen in die heimische Politik haben könne. Auf der einen Seite würde ich ein hohes Loblied auf den Baum singen, um andererseits nur des Profitwillens rücksichtslos die Natur zu schädigen bis hin zu ihrer Vernichtung.

Doch warum, was hat es damit auf sich?
Was die Vereinbarkeit mit Entscheidungen im Stadtrat betrifft, bedarf sicherlich einer breiter angelegten Sichtweise und schließt ein Schwarz-Weiß-Denken aus! Ich bin fest davon überzeugt, dass wir so nicht weitermachen können wie bisher. Wollen wir unseren Energieverbrauch – besser Energiehunger – stillen, müssen wir alle unsere Lebensweise umstellen. Laut der amtierenden Bundesregierung sollen wir in Zukunft verstärkt E-Mobilität nutzen und unsere Häuser mit Wärmepumpen heizen. All das braucht Strom. Strom soll künftig richtigerweise nicht mehr mit Hilfe von Kohle erzeugt werden. Meiner Ansicht nach sollten wir aber weiterhin Kernenergie nutzen, bis ausreichend Alternativen gefunden und geschaffen sind. Dabei dürfen wir keineswegs die regionalen Arbeitsplätze vergessen: Viele dieser Arbeitsplätze in der chemischen Industrie hängen ganz wesentlich von der zur Verfügung stehenden Energie ab. Sollte der Preis dafür in Zukunft entsprechend hoch bleiben, wird die Industrie sukzessive abwandern! Damit wird auch der Wohlstand in der Region drastisch sinken, dazu gehören die gute Versorgung der Bildungseinrichtungen und der medizinische Standard! Wenn der nicht mehr gegeben ist, wird wiederum die Politik dafür verantwortlich gemacht.
Niemand möchte vor seiner Haustüre große Strommasten oder irgendwelche Kraftwerke stehen haben und scheinbar auch keine Freiflächenanlagen für PV und schon gar keine Windkraftanlagen!
Windräder gehören eigentlich auf die Höhenzüge von Eschelberg oder ins Holzland, weil dort die Windgeschwindigkeiten höher sind und damit eine potentiell bessere Ausbeute versprechen. In diesen Gebieten gibt es aber viele Ansiedlungen und viele verschiedene Grundbesitzer. Das Durchsetzen von Windkraftanlagen würde hier wahrscheinlich schier unmöglich sein!
Die bayerischen Staatsforsten zeigen jedoch Bereitschaft, ihre Flächen zur Verfügung zu stellen. Flächen, die mit fast reinen Fichtenwäldern, sogenannten Monokulturen bedeckt sind und damit anfällig für Stürme und Schädlinge sind.
Ich bin nicht dafür, den Wald abzuholzen, ganz und gar nicht! Aber es ist notwendig, Nutzen und Chancen abzuwägen! Das ist auch unsere Verpflichtung und Aufgabe der Kommunalpolitik. Wir können uns Schwarz-Weiß-Denken nicht erlauben. Wir müssen im Sinne aller Bürger denken, diskutieren, abwägen und dann entscheiden. Wir Kommunalpolitiker übernehmen Verantwortung für viele Interessensvertretungen im demokratischen Prozess.
Die Windräder stehen noch nicht! Wir mussten einen Grundsatzbeschluss fassen, der aber nicht automatisch zu einem Bau der Windräder führt. Mit Profitgier hat das nichts zu tun!
Ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst, nehme meinen Auftrag der Bürger sehr ernst und versuche tagtäglich, Altötting für uns alle lebenswerter zu gestalten!

Herzlichst
Ihr
 

Stephan Antwerpen
Erster Bürgermeister

Stadt Altötting, Der Wind das himmlische Kind, Foto Pixabay

Foto: Pixabay