Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Aventinstraße

Aventinstraße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger

 

 

Aventin, der Vater der bayerischen Geschichtsschreibung, mit bürgerlichem Namen Johannes Turmair, wurde am 4. Juli 1477 in Abensberg bei Kelheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren.

Es war die Zeit des Humanismus, in der man sich wieder der griechisch-römischen Antike als Quelle und Ausprägung des geistigen, sittlichen und ästhetischen Menschen zuwandte. Die Vorliebe für die Antike brachte es mit sich, dass viele Gelehrte ihre Familiennamen ins Lateinische oder Griechische abänderten. So auch Johannes Turmair, der sich nach seiner Geburtsstadt Aventinus nannte.

Ein Bild von Aventinus.

Nach dem Besuch der Karmeliten-Lateinschule in seiner Heimatstadt studierte er an den Universitäten Ingolstadt, Wien, Krakau und Paris. 1508 berief ihn der bayerische Herzog Albrecht IV. (der Weise) zum Erzieher seiner Söhne, der Prinzen Ludwig und Ernst auf das seit 1503 verwaiste Schloss der niederbayerischen Herzöge nach Burghausen. Im vierten Burghof steht noch heute das sogenannte Aventinhaus mit gotischem Treppengiebel, dessen marmorne Inschrift-Tafel an den zweijährigen Aufenthalt des Gelehrten und seiner beiden Schüler in den Jahren 1509/10 erinnert.

 

1517 wurde Aventin zum Hofhistoriographen des Wittelsbacher Herrscherhauses ernannt und erhielt den Auftrag, die bayerische Geschichte in einem großen Werk niederzuschreiben. Nach zweijährigem Studium entstand so Aventins Lebenswerk, die „Annales ducum Boiariae“, in denen er die bayerische Geschichte bis 1460 behandelte und die „Bayerische Chronik“, die deutsche Fassung seiner Annalen.

 

1518 verfasste Aventin eine kleine Geschichte Altöttings. Das Werk umfasst neun Blätter, wovon sich ein Exemplar in unserem Stadtarchiv befindet. Es trägt den lateinischen Titel „Historia non vulgaris vetustatesque Otingae Boiorum“ das ein Jahr später in deutscher Version erschien.

 

Aventins Tagebucheintrag vom 17. April 1517 vermeldet, dass er an diesem Tage nach Altötting gefahren sei. Am 23. September 1517 weilte er ebenfalls hier. 1523 war er fast drei Monate lang Gast des hiesigen Stiftsdekans Leonhard Weinmar in dessen „Alter Dechantei“ am heutigen Tillyplatz. Aventin beobachtete dabei das Aufblühen der Wallfahrt und das religiöse Leben der Bevölkerung und stellte fest: „Das bairische Volk läuft gern Kirchferten ...“.

 

Mit 52 Jahren verehelichte sich Aventin und erwarb in Regensburg Haus- und Grundbesitz. An den Folgen einer Erkältung, die er sich auf einer winterlichen Reise nach Ingolstadt zugezogen hatte, starb Aventinus am 9. Januar 1534 zu Regensburg und liegt im Kirchhof von Sankt Emmeram begraben. In der Vorhalle der altehrwürdigen Kirche ist sein künstlerisch wertvoller Grabstein noch heute zu sehen. Er zeigt Aventinus im Brustbild: klare, ernste Züge, das Kinn von einem Vollbart umrahmt, auf dem Haupte die Gelehrtenmütze. Auf dem Schlossplatz in Abensberg steht das Denkmal des großen Gelehrten und in der Walhalla bei Donaustauf seit 1842 seine Büste. Aventins 1523 erstmals gezeichnete Karte Bayerns hat ihm den Titel eines „Vaters der bayerischen Topographie" eingebracht. König Ludwig II. ließ sämtliche Werke Aventins neu drucken. Burghausen ehrte den „Vater der bayerischen Geschichtsschreibung“ mit der Namensgebung des dortigen mathematisch-technologischen und sprachlichen Gymnasiums (Aventinus-Gymnasium) und Altötting mit einer Straßenbenennung „Aventinstraße“.

 

Quellen: Stadtarchiv Altötting