Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Cyprianstraße

Cyprianstraße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger


Franz Xaver Fröhlich wurde am 20. Mai 1853 im oberfränkischen Eggolsheim als Sohn eines Lehrers geboren. Im Alter von drei Jahren starb seine Mutter. Der Halbwaise litt schwer unter den körperlichen Züchtigungen seines jähzornigen Vaters, der sich noch zweimal verheiratete. Nach dessen Tod zog ihn die Großmutter auf.

Der hochbegabte Vollwaise studierte zunächst an der Technischen Hochschule München Maschinenbau, wechselte aber dann ans Georgianum der Universität München zum Theologiestudium. Mit 24 Jahren wurde Fröhlich zum Priester geweiht und trat anschließend in den Kapuzinerorden ein. Nach dem Noviziat in Burghausen und Laufen legte er die Ewige Profess ab und erhielt den Ordensnamen „Cyprian“. 

Bild von Franz-Xaver Fröhlich

Sein Provinzial schickte ihn als Direktor des Dritten Ordens in die Rheinisch-Westfälische Provinz nach Koblenz-Ehrenbreitstein. Im dortigen Kloster gründete Pater Cyprian 1889 das erste Seraphische Liebeswerk zur Rettung der an Glaube und Sitte gefährdeten Kinder. 1893 kehrte er wieder nach Bayern zurück, wo er in Altötting das Franziskushaus mit Kinderheim und Exerzitienhaus aufbaute.

Seine sozial-caritativen Aktionen expandierten weltweit und schon bald wurden Kinderhorte und Kinderdörfer in vielen Ländern und Erdteilen errichtet, die von Päpsten und Staatsmännern größte Wertschätzung erfuhren und finanziell gefördert wurden. Pater Cyprian gehörte auch zu den Wegbereitern des Deutschen Caritasverbandes und regte die Gründung eines Marianischen Mädchenschutzvereins an, aus dem später die Katholische Bahnhofsmission hervorging. 

Millionenbeträge aus Spendengeldern flossen dem Seraphischen Liebeswerk zu. Am ergiebigsten aber steuerten die „kleinen Leute“, die Pater Cyprian durch aufrüttelnde Predigten in seinen Bann zog, mit ihren 10-Pfennig-Groschen den großen sozialen Projekten  bei. Mit dem Spruch: „Es kommt der Pater Cyprian und bettelt euch schon wieder an“, öffneten sich die Geldbeutel. Er selbst bezeichnete sich als größten Bettler Deutschlands. Sein Leitsatz, das sogenannte Cyprianische Finanzgebaren lautete: „Wenn du 100 Mark bekommen hast, musst du 20 Mark hergeben“. 

Ganz schmerzlich traf Cyprian seine plötzliche Abberufung vom langjährigen Posten des Präses des Seraphischen Liebeswerks im Oktober 1921. Daraufhin legte er den Schwerpunkt seines seelsorgerischen Wirkens auf die Auslandsdeutschen in Mähren, der Slowakei und der Karpato-Ukraine. 

Unter dem Pseudonym „Marianus“ veröffentlichte er zahllose religiöse Kleinschriften, aber auch Lokalzeitungen wie z. B. der „Öttinger Anzeiger“, die „Innzeitung“, ja sogar das Sonntagsblatt „Liebfrauenbote“ lassen Cyprians Handschrift erkennen. 
Nach sechsjähriger, oft aufreibender Tätigkeit zog sich „die graue Eminenz in der Kapuzinerkutte“ ins Münchner Kloster St. Anton zurück, wo er sechs Wochen vor seinem 78. Geburtstag am 6. Februar 1931 seine Augen für immer schloss und im angrenzenden Friedhof seine letzte Ruhestätte fand. Die Welt der christlichen Caritas war um eine überragende Persönlichkeit ärmer geworden.

Die Wallfahrtsstadt Altötting ernannte am 9. Juli 1908, dem Tag der Rathaus-Einweihung, in einem Festakt Pater Cyprian Fröhlich wegen seines beispiellosen Sozialengagements zum Ehrenbürger. Im Mittelpunkt der Ehrung stand ganz besonders sein diplomatisches Geschick bei den Verhandlungen um den längst überfälligen Anschluss Altöttings an das bayerische Eisenbahnnetz im Jahre 1897. Dieser verhalf der Wallfahrt zu einem ungeahnten Aufschwung. Pater Cyprian machte sich dabei seine engen Kontakte zu den Prinzen des Hauses Wittelsbach und einigen Reichsräten zunutze. Die „Cypriansbahn“ - wie die Leute sie jahrelang nannten - wurde zum frequentiertesten Verkehrsmittel Bayerns.

In Anerkennung seiner zahlreichen Verdienste benannte der hiesige Stadtrat 1956 eine Straße im Osten Altöttings nach dem großen Sozialpionier „Cyprianstraße“.

Mit der Stiftung „WeltKinderLachen“ setzt das Seraphische Liebeswerk Pater Cyprians Vermächtnis fort. 

Foto: Stadtarchiv