Nahaufnahme einer Pflasterstraße

Weiß-Ferdl-Straße

Weiß-Ferdl-Straße

von Manfred Lerch, Stadtheimatpfleger


Sie ist benannt nach Ferdinand Weisheitinger, volkstümlich Weiß-Ferdl. Geboren wurde er am 28. Juni 1883 in Altötting, als Kind einer alleinstehenden Kellnerin und besuchte die hiesige Volksschule. Aufgewachsen ist der Weiß Ferdl bei seiner Großmutter. Da er gerne sang, wurde er Chorsänger bei den Kapuzinern im Kloster St. Anna. Dabei lernte er auch den Klosterpförtner Bruder Konrad kennen. Eigentlich sollte er Lehrer werden und kam deshalb auf die Bürgerschule in Salzburg. Dort wurde er wegen seines musikalischen Talents fürsterzbischöflicher Domsingknabe und besuchte die dortige Musikschule. 
Nach drei Jahren kehrte der „Salzburger Domspatz“ heim und sein Großvater, der bei der Druckerei Lutzenberger beschäftigt war, besorgte ihm dort eine Lehrstelle als Schriftsetzer. Als Buchdruckergeselle kam er in verschiedene Städte, bis er endlich in München landete. Doch fand er dort kein Unterkommen in seinem Beruf.

Bild von Ferdinand Weisheitinger

Dabei wurde sein Drang zur Bühne immer stärker. Vorläufig aber wurde er unterbrochen durch die Ableistung seiner Militärdienstpflicht von 1903 bis 1905 beim Infanterieregiment in Metz. Endlich  konnte er 1907 zu der damals schon bestens bekannten „Dachauer Bauernkapelle“ als Volkssänger und Schauspieler am Münchner Platzl gewonnen werden.

1915 rief der Krieg auch den Weiß Ferdl an die Front, wo er bei Arras verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Zusammen mit Wastl Witt, Kiem Pauli und noch einem Volkssänger bildete er das erste Front-Quartett und sorgte so für die Aufheiterung der Soldaten. 

1918 kehrte er als Vizefeldwebel zum Platzl zurück, an dem er als Darsteller, Volkssänger, Komiker, Spielleiter, Autor und zuletzt als Direktor wirkte. Er trat als Schauspieler am Gärtnerplatztheater und am Staatstheater mit Erfolg auf und wurde als Filmschauspieler weltbekannt. Eine Gastspielreise führte ihn auch in die USA. Seine Witze waren weit bekannt, besonders jene in der Nazizeit, die man nur mit vorgehaltener Hand in andere Ohren flüstern durfte. 

Im Entnazifizierungsverfahren 1946 wurde er von einer Spruchkammer als Mitläufer zu 2.000 Reichsmark Sühne verurteilt. 

Weiß Ferdl verstarb am 19. Juni 1949 und wurde im Waldfriedhof München-Solln unter großer Anteilnahme der Bevölkerung begraben. 

Jedes Jahr an Allerheiligen besuchte er das Grab seiner geliebten Mutter und blieb dadurch seiner Heimatstadt zeitlebens eng verbunden. In seinen „Lebenserinnerungen“ bekennt er: „In diesem Gnadenort wurde ich geboren, darum hab´ ich auch im Leben immer Glück und Erfolg gehabt.“ Die dankbare Stadt Altötting brachte zu seinem 70. Geburtstag eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Stinglhamerstraße 5 an und benannte eine Straße an der Äußeren Stinglhamerstraße nach ihm. Die hiesige Mittelschule trägt seinen Namen. „Der Wagen von der Linie 8“ auf dem Schulgelände wartet seitdem auf seine Abfahrt.

Am Münchner Viktualienmarkt errichteten seine Freunde dem Weiß Ferdl einen ehernen Brunnen, der ihn in seiner charakteristischen Stellung zeigt, unweit vom Denkmal Karl Valentins und Liesl Karlstadts, die wie er Münchner Lieblinge waren. 


Foto: Stadtarchiv