Sehr geehrte Damen und Herren,
am 30. November 2015 findet auf Initiative der Gemeinschaft Sant’Egidio wieder der
internationale Aktionstag
„Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe”
gegen die Todesstrafe statt.
Auch unsere Stadt Altötting beteiligt sich an dieser Kampagne und projiziert von
ca. 17.00 – 20.00 Uhr verschiedene Schriftzüge an die Fassade des Rathauses.
Seit Beginn der Kampagne wurden in den vergangenen 14 Jahren in über 100
Ländern mehrere Tausend Aktionen durchgeführt (im vergangenen Jahr 2014 ca.
2000), bei denen der Einsatz für eine Welt ohne Todesstrafe im Mittelpunkt steht. Die
beteiligten Städte möchten ein Zeichen setzen und dazu aufrufen, dass die
Rechtssysteme weltweit das menschliche Leben in allen Phasen und unter allen
Umständen achten. Der internationale Tag „Cities for Life” verfolgt das Ziel einer
kulturellen Mobilisierung der Bürger für mehr Menschlichkeit. In Deutschland
unterstützen 160 Städte die Kampagne und organisieren unterschiedliche Events.
Insbesondere bringen sie durch die besondere Beleuchtung von bekannten
Gebäuden ihre Unterstützung der weltweit größten Bürgermobilisierung gegen die
Todesstrafe zum Ausdruck.
Im Dezember 2007 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen zum ersten
Mal in der Geschichte mit großer Mehrheit eine Resolution für ein universales
Moratorium der Todesstrafe verabschiedet, die im Dezember 2014 mit noch größerer
Zustimmung zum wiederholten Male bestätigt wurde.
Im Oktober dieses Jahres fand auf Einladung von Sant’Egidio im Parlament Japans,
das die Todesstrafe beibehält, eine wichtige Tagung mit Vertretern von
Menschenrechtsorganisationen und staatlichen Behörden über Möglichkeiten statt,
diese Kampagne in Asien weiter zu fördern und Wege in Richtung einer Abschaffung
der Todesstrafe zu finden. Mittlerweile haben 140 Staaten der Erde die Todesstrafe
ganz abgeschafft oder wenden sie in der Praxis nicht mehr an, nur eine Minderheit
übt diese Praxis noch aus. Erfreulicherweise gibt es auch in diesem Jahr wieder
positive Nachrichten zu vermelden: So hat der Bundesstaat Nebraska in den USA die
Todesstrafe abgeschafft. Damit haben in den vergangenen sieben Jahren sieben
US-Staaten diesen Schritt getan und die Zahl der Bundesstaaten ohne Todesstrafe
auf 19 erhöht. Diese Fortschritte belegen einen unaufhaltsamen Trend zu einer
weltweiten Abschaffung der Todesstrafe, zu der Papst Franziskus bei seiner Rede im
US-Kongress vor einigen Wochen die politischen Vertreter des Landes dringend
ermutigt hat. Leider bleiben auch besorgniserregende Nachrichten nicht aus.
Insbesondere aus den Krisengebieten des Nahen Ostens und asiatischen Ländern
sind wieder steigende Vollstreckungszahlen und teilweise grausame Hinrichtungen
zu registrieren, die eindringlich die Bedeutung dieses globalen Einsatzes für eine
Kultur des Lebens vor Augen führen.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung mit über 60.000
Mitgliedern in 74 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt.
Sie engagiert sich unter Beteiligung zahlreicher Organisationen in der World Coalition
against the Death Penalty im Kampf gegen die Todesstrafe und hat die Aktion „Cities
for life – Städte für das Leben“ gegründet. Der 30. November wurde für den
Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana
als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte. Für die 1998
initiierte Unterschriftenkampagne für ein Moratorium der Todesstrafe hat die
Gemeinschaft Sant’Egidio bisher fast 6 Millionen Unterschriften gesammelt.
Außerdem pflegen Mitglieder von Sant’Egidio weltweit Hunderte von persönlichen
Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und unterstützen viele im persönlichen
Einsatz.

(Foto: Gerd Loichinger)