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Dienstag, 29. April 2025

Gegen das Vergessen: Skulptur in Gedenken an die Altöttinger Bürgermorde eingeweiht

Ende April 1945 stellten sich sieben Bürger den Nationalsozialisten entgegen, um eine kampflose Übergabe Altöttings an die Alliierten vorzubereiten – das bezahlten sie mit ihrem Leben. Fünf dieser Bürger wurden am 28. April 1945 von der SS im damaligen Innenhof des Landratsamtes hingerichtet. An ebendiesem Ort haben sich am 80. Jahrestag der Altöttinger Bürgermorde zahlreiche Menschen eingefunden, um den Opfern ein Zeichen zu setzen: Ein Denkmal soll künftig an die Ermordeten erinnern. Im Kreise der Familienangehörigen, des Altöttinger Stadtrates sowie weiteren Gästen wurde am 28.04.2025 die Skulptur „Gegen das Vergessen“ enthüllt. 

Eine Skulptur, die eine gigantische Symbolkraft aufweist, wie Erster Bürgermeister Stephan Antwerpen in seiner Rede erläuterte: „Die Skulptur ist ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie. Ein Zeichen, das umso wichtiger gerade in einer Zeit ist, in der nicht nur die Geschehnisse des NS-Regimes immer mehr in Vergessenheit geraten, sondern auch, in der rechte Tendenzen und Populismus zunehmen.“ Einen großen Dank richtete er an Kunstschmiedemeister Christian Pöllner. Dieser hatte der Idee des Altöttinger Stadtoberhauptes, am Ort der Erschießung – mittlerweile die Gartenanlage der Berufsfachschule für Musik – etwas Visuelles zu schaffen, auf eindrückliche Weise Gestalt verliehen und eine 2,20 Meter hohe Skulptur aus Stahl geschaffen. Das Stadtoberhaupt dankte überdies der Stiftung Altöttinger Marienwerk, welche als Eigentümer die Grundstücksfläche zur Verfügung gestellt hatte. 

Christian Pöllner ging im Anschluss näher auf die Bedeutung seines Werkes ein. Es zeigt die stehenden Umrisse von fünf Menschen, während deren Körper am Boden liegen. „Die Ermordeten handelten nach ihren Grundsätzen, ihren Werten, ihren Glauben in dem ihren eigenen Geist. Deswegen stehen sie in meiner Skulptur immer noch als Aura im Raum, während sie ermordet am Boden liegen und zu Erden vergehen.“ Mit dieser Darstellung wolle er zur Frage anregen, wie jeder selbst zu einem friedlichen Miteinander beitragen könne. 

Über die geschichtlichen Hintergründe der Bürgermorde informierte Hannes Schneider. Der Stadtführer ging auf die näheren Umstände ein, unter denen am 28.04.1945 Josef Bruckmayer, Hans Riehl, Martin Seidel, Monsignore Adalbert Vogl und Adam Wehnert sowie in den folgenden Tagen Josef Kehrer und Max Storfinger zu Tode kamen. 

Zum Abschluss der Einweihung segneten Pater Marinus Parzinger, Monsignore Josef Fischer und Pfarrer Thilo Neuhaus die Erinnerungsskulptur. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik. 

Im Zuge des 80. Gedenktages wurde außerdem ein Themenweg erstellt: Tafeln informieren am Wandbrunnen, am Abgang vom Kapellplatz und an der Mauer zum Kreuzweg über den 28. April 1945 sowie die auslösende Freiheitsaktion Bayern. Sowohl der Themenweg als auch die Erinnerungsskulptur sollen die Rastkapelle, die bereits 1959 in Gedenken an die Bürgermorde errichtet wurde, in keinem Fall ersetzen, sondern vielmehr ergänzen: Sie schaffen im Außenbereich einen zusätzlichen Ankerpunkt, der auf die Rastkapelle als einen Ort der Stille und Reflexion verweist. 

Stadt Altötting, Einweihung Erinnerungsskulptur 28. April, 2025, Foto: Fonse Demmelhube
Erinnerungsskulptur "Gegen das Vergessen", Foto: Fonse Demmelhuber
Stadt Altötting, Einweihung Erinnerungsskulptur 28. April, 2025, Gäste, Foto: Fonse Demmelhuber
Aufmerksam lauschten die Gäste den Ausführungen von Stadtführer Hannes Schneider. Foto: Fonse Demmelhuber
Stadt Altötting, Einweihung Erinnerungsskulptur 28. April, 2025, Redner und Geistlichkeit, Foto: Fonse Demmelhube
Von links: Künstler Christian Pöllner, Monsignore Josef Fischer, Pfarrer Thilo Neuhaus, Erster Bürgermeister Stephan Antwerpen und Pater Marinus Parzinger. Foto: Fonse Demmelhuber