Altötting ist weit über die Region hinaus als bedeutendes Wallfahrtszentrum bekannt. Die Klöster mit ihren historischen Gebäuden und Gärten prägen das Stadtbild und verleihen der Stadt besonderen Charme. Doch diese Strukturen stehen vor tiefgreifenden Veränderungen, die die zukünftige Entwicklung maßgeblich beeinflussen werden.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde seit 2022 ein Rahmenplan für die Innenstadt entwickelt.
Der Plan geht über klassische Stadtentwicklungsperspektiven hinaus und berücksichtigt sowohl die historische Bausubstanz als auch moderne Anforderungen. Ziel ist es, die historische Substanz zu bewahren und Altötting als Ort für Wohnen, Arbeiten, Bildung, Kultur und Wallfahrt zu stärken.
Rahmenplan
Tag der Städtebauförderung
Zum Tag der Städtebauförderung wird am 10. Mai 2025 an fünf Stationen der neu entwickelte Rahmenplan für Altötting vorgestellt.
Herzstück - Taktgeber für den Puls der Stadt
Der Kapellplatz ist bereits das Herzstück Altöttings – mit den Ideen des Rahmenplans soll das Stadtzentrum vielfältig bespielt und Verlassenes wiederbelebt werden. Die Architektur des Stadtkerns ist ohnehin besonders – dies gilt es zu betonen. Als Wallfahrtsstadt groß geworden, wird Altötting immer untrennbar mit dem Glauben verknüpft sein. Ein Nebeneinander der Interessen und Bedürfnisse ist für eine moderne Stadt aber unabdingbar.
Die Stadt gehört ihren Bewohnerinnen und Bewohnern und denen, die sie besuchen – fernab von Konsumzwang. Das soll sich auch in der Gestaltung der öffentlichen Stadträume widerspiegeln. Insbesondere der Kapellplatz soll sich zu einem Platz für alle – der Wallfahrerinnen und Wallfahrer, aber auch für die Bevölkerung – entwickeln und zum Verweilen einladen.

Die Gassen und Wege rund um das Stadtzentrum bieten Raum für weitere attraktive, öffentlich nutzbare Orte. Als lebendige „zweite Reihe“ mit zahlreichen Blick- und Wegebeziehungen zum Kapellplatz soll der Stadt weiterer Raum zur Entfaltung gegeben werden, denn an vielen Stellen fehlt diesen Räumen lediglich die Bespielung. Dabei muss oftmals nicht neu gebaut, sondern historischer Bestand – und damit die hohe architektonische Qualität des Stadtkerns – wiederbelebt werden.
Auf Neubebauungen soll nur dort zurückgegriffen werden, wo im Stadtraum ein deutlicher Mehrwert erzeugt werden kann. Dabei muss der wertvolle Bestand der Qualitätsmaßstab für Neubauten sein.

Klostergärten - Öffnen der Mauern
Altöttings Grünflächen sind für eine Stadt dieser Dimension erstaunlich groß, wobei große Teile des Grüns hinter Klostermauern verborgen sind. Bisher Verborgenes soll erlebbar und das Miteinander der verschiedenen Interessengruppen gefördert werden. Dabei hat der langfristige Erhalt der Gärten oberste Priorität.
Aufgrund ihrer Besonderheit ist für jeden der Gärten eine individuelle Entwicklungsstrategie notwendig. So soll der Kapuzinergarten zu bestimmten Zeiten für die (Stadt-)Bevölkerung erlebbar werden. Ein bewusstes „zu Gast sein“ fordert dabei den Respekt vor der Nutzung durch die Ordensgemeinschaften ein.

Andere Gärten, wie beispielsweise der Magdalenagarten, sollen gezielt mit einer ergänzenden Nutzung angereichert und damit vielfältige Synergien erzeugt werden. Einerseits profitiert die komplementäre Nutzung vom schönen Garten, andererseits wird der Orden im Unterhalt entlastet. Insbesondere auf den weitläufigen Freiflächen Heilig-Kreuz ist eine (bauliche) Entwicklung möglich – auch weil die Flächen nicht als klassische Klostergärten zu werten sind.

Eine Entwicklung soll aber immer unter Berücksichtigung der Geschichte des Ortes erfolgen. Große Stadtäcker und gemeinschaftlich genutzte Freiflächen sollen sich mit dichter Bebauung abwechseln und somit das Gefühl der Weite erhalten – und im besten Fall kann die Ernte direkt verkauft oder in ein gastronomisches Angebot aufgenommen werden.

Quartier der kurzen Wege - Produktives Stadtquartier
Aktuell im Dornröschenschlaf, bergen die großen, teilweise zusammenhängenden Flächen zwischen der Bahnhof- und der Trostberger Straße zahlreiche Potenziale, die so nur in diesem Bereich vorhanden sind. Es soll ein produktives Stadtquartier entstehen, das die bestehenden Nutzungen wie das Landratsamt, den Einzelhandel, aber auch die vorhandenen Wohngebäude als Basis begreift und den Facettenreichtum im Quartier durch neue Bausteine fördert. Ergänzt um Co-Working-Spaces, regionales Handwerk und moderne Wohnformen transformiert sich das Quartier der kurzen Wege zu einem zeitgemäßen und lebendigen Stadtquartier mit einem Fokus auf der Durchmischung von Funktionen.

Eine überwiegend heterogene Bebauung, geprägt von den einfachen Fassaden der 1960er- und 1970er-Jahre, prägt das Bild im Quartier – was auf den ersten Blick eine Hemmschwelle ist, bietet bei genauerer Betrachtung vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Denn anders als im sensiblen Altstadtbereich kann das Quartier auch baulich als Spielfeld fungieren, in dem eine gut gemachte Heterogenität zum Gestaltungsgrundsatz wird. Der freie Umgang mit Dachflächen, die als (halb-)öffentliche Terrassen aktiviert oder die zugeparkten Innenhöfe, die durch eine Verlagerung des ruhenden Verkehrs zu innerstädtischen, grünen Oasen werden, sind nur einige der neuen Möglichkeiten.

Bachviertel - Kreativität im Fluss
Entlang des Mörnbachs entspinnt sich ein Experimentierfeld für die Stadt(-bevölkerung).
Eine Stadtbühne als Ort für Subkultur und junge Künstlerinnen und Künstler könnte die Lagerhallen beleben oder das Silo der Bruckmayer Mühle als Aussichtspunkt auf die Altstadt dienen.
Das Potenzial der Lagerhallen ist schier unendlich: Von gemeinsamen Werkstätten, über eine „Bibliothek der Dinge“, hin zu temporären Ausstellungen könnte perspektivisch die Nutzung des Raums stetig neu verhandelt werden. Arbeitsplätze und Produktionsstätten könnten bedarfsorientiert eingerichtet und gemietet werden. Die entstehende Fluktuation wäre ständiger Impulsgeber für Innovationen.
Der Bezug zum Wasser soll eine Kernqualität des Bachviertels darstellen. Punktuelle Verknüpfungen zum Mörnbach brechen die Architektur auf. Auch die Wohnqualität soll erhalten und erweitert werden: Die Gärten sollen als Träger von Atmosphäre dienen. Eine üppige Vegetation, das Bild von Pflanzen und Bäumen, die über niedrige Mauern hinauswachsen, soll das Viertel prägen.

Wohngassen - Grüne Nachbarschaften
Neue Nachbarschaften entstehen – die oftmals grauen Straßenräume sollen sich in verkehrsberuhigte, lebendige und grüne Gassen verwandeln, die zu Räumen der Begegnung werden. Platz für die Autos der Anwohnenden ist in privaten Garagen, Tiefgaragen und neu entwickelten Parkraum-Konzepten vorgesehen. Der freiwerdende Raum erweitert den Lebensraum der Bewohnerinnen und Bewohner der Altöttinger Innenstadt und die Stadt gehört wieder den Menschen – nicht den Autos.

Die Durchgrünung der Straßen böte eine bisher ungeahnte Wohnqualität mitten in der Innenstadt.
Spielplätze und Sportflächen sollen ebenfalls ihren Platz auf (Teil-) Flächen aktuell großer zusammenhängender Parkplätze finden und eine weitere Facette der frei verfügbaren Freizeitgestaltung Altöttings bieten.
