Versteckte Medaillons in der Basilika

Jeder, der die St. Anna-Basilika das erste Mal betritt, ist von deren Größe, der Helligkeit und Weite des Kirchenraums beeindruckt. Der Blick des Besuchers wird rasch in Richtung Altarraum gezogen, verweilt vielleicht noch kurz auf dem mit Bildern versehenen Chorbogen, bevor er unwillkürlich von dem imposanten, goldglänzenden barocken Hochaltar gefesselt wird.
Bei so viel konkurrierendem Glanz werden die 14 kleinen Medaillons, die rechts und links entlang des mächtigen Tonnengewölbes die Decke schmücken, nur selten wahrgenommen. Dabei fordern gerade sie uns auf, die Grundregeln des Glaubens mit unserem Leben in Verbindung zu bringen. Es lohnt sich also, sie eingehender zu betrachten und ihre Bedeutung zu entschlüsseln.
Die 7 Medaillons auf der linken Seite symbolisieren die 7 Sakramente und korrespondieren mit den 7 Tugenden auf der rechten Seite. Der Zusammenhang und die Bedeutung der Bilder erschließen sich allerdings nicht auf den ersten Blick. Erst durch die intensive Beschäftigung und Mühe das Rätsel der Bilder zu lösen, soll sich deren moralische Botschaft dem Betrachter nachhaltig einprägen.

Schauen wir uns doch eines dieser Rätsel genauer an! Das letzte Medaillon links vor dem Chorbogen zeigt zwei ineinander gelegte Hände, von der priesterlichen Stola umwunden, darüber das Auge Gottes. Richtig, damit ist das Sakrament der Ehe gemeint. Jetzt wird es schwieriger. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir eine Feuerstelle mit lodernden Flammen, die von einem Deckel unter Kontrolle gehalten werden. Welche Tugend könnte damit wohl gemeint sein? Dieses Bild steht für die Tugend der Mäßigung. Wir sollen die Flammen der Leidenschaft nicht mit Liebe verwechseln, denn in einer guten Ehe ist es wichtiger die Glut des Feuers lange zu erhalten, als es lodernd und schnell erlöschen zu lassen.

Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen noch weitere dieser Rätsel zu lösen? Ich verspreche Ihnen, es sind noch einige ganz harte Nüsse zu knacken. Sollte Ihnen das allein nicht gelingen, freuen wir uns, wenn Sie uns auf einer Führung begleiten. Vielleicht können wir dann gemeinsam die weiteren Geheimnisse der Basilika lösen?