Taboo - junge Kunst, ungezähmt

Tabus, oder besser keine Tabus gibt es von 30. September bis 13. November 2022 in der Stadtgalerie Altötting zu sehen.

Die Geschichte der Kunst ist voll von Tabubrüchen und Grenzüberschreitungen, allen voran die Themenbereiche Sexualität und Nacktheit sowie Körperfunktionen. Dazu gehören auch soziale Tabus die Heranwachsenden früh und unbewusst beigebracht werden, meist mit den Worten „das tut man nicht“. Tabuverletzungen stellen hier die Störung der gesellschaftlichen Erwartungshaltung dar. Doch Tabus finden sich in unserer Gesellschaft in einer viel größeren Bandbreite: Mentale Gesundheit beispielsweise, spricht man darüber oder nicht? Darf ein Mann sich auch verletzlich präsentieren, oder muss er immer stark sein? Tabus und Grenzen tragen dazu bei die Identität einer Gruppe oder Gesellschaft zu sichern, Tabubrüche und Grenzüberschreitungen können zur Weiterentwicklung beitragen. Kunst hat hier die aktive Rolle auf Tabus hinzuweisen, den Spiegel vorzuhalten und eine Betrachtung von außen zu ermöglichen um einen Dialog anzustoßen.

Gelungenes Experiment: Stadtgalerie Altötting öffnet sich für junge Künstler und Tabubrüche

Die Stadtgalerie Altötting hat zum Thema „Taboo“ junge Künstler*Innen eingeladen sich zu präsentieren, ihre Werke, ihre Meinung ihre Tabus. Was sind noch Tabus in unserer heutigen Zeit, über was darf und muss oder will Kunst reden. Mit dabei sind der gebürtige Altöttinger Künstler Florian Hagen, die Holzbildhauerin Jessi Strixner, sowie Maria Braune die mit einem eigens von ihr entwickelten Werkstoff Migma arbeitet. Zudem bietet die Stadtgalerie Altötting zwei jungen Nachwuchskünstlerinnen Franziska Krumbachner und Viktoria Kuch die Möglichkeit sich zu präsentieren. Jeder der fünf hat eine eigene Sicht auf das Thema Taboo und arbeitet mit einem ganz eigenen Stil. Die Förderung junger Kunst und junger Künstler ist ein großes Anliegen der Stadtgalerie Altötting die in ihrem Ausstellungsprogramm neben international bekannten Künstlern, auch regionalen Künstlern sowie jungen Nachwuchstalenten eine Bühne bieten will.

5 Künstler - 5 Sichtweisen

Das Metier von Florian Hagen ist vielfältig, ob Tuschezeichnungen oder Ölgemälde, er lässt den Betrachter abstrakte und surreale Momentaufnahmen sehen oder gibt detailreiche und tiefgründige Einblicke. Er zeigt die Tabus der Anderen auf, möchte einen Spiegel vorhalten und die Extreme unserer Zeit aufgreifen. Da geht es sowohl um Gewalt und Krieg, als auch um sexuelle Tabus und mentale Gesundheit. Am wichtigsten aber ist ihm das Thema Doppelmoral: „Ein ganz krasses Tabu in unserer Zeit“.

Ein Gemälde von Florian Hagen zum Thema Taboo, eine Austellung in der Stadtgalerie

Maria Braune arbeitet mit dem eigens von ihr entwickelten Werkstoff „Migma“, aus dem teils filigrane und zierliche, als auch große installative Werke entstehen. Die Tabus sieht man ihren Werken nicht gleich an, subtil vermischen sie sich mit Material und Formensprache. Dabei müssen für Maria Braune die Kunstwerke nicht zwingend schön sein. „Kunst hat nicht die Aufgabe ästhetischen Ansprüchen zu folgen“ sagt sie. Kunst ist für sie eine Form der Konservierung gesellschaftlicher und aktueller Geschichten die sich auch mit kontroversen Themen auseinandersetzen sollen. Ein zentrales Thema für Maria Braune in dieser Ausstellung ist die Scham für den eigenen Körper. Dieses Tabu bedarf mehr öffentlicher Aufmerksamkeit. „Man sollte sich als Frau nicht dafür schämen müssen fruchtbar zu sein oder ein Sexualleben zu haben.“ sagt sie. Doch Gespräche und Diskussionen über genau diese Themen werden in der Gesellschaft beschämt hinter vorgehaltener Hand diskutiert.

Eine Stulptur von Maria Braune zum Thema Taboo, eine Ausstellung in der Stadtgalerie

Genau dieses Thema greift auch Jessi Strixner in der Ausstellung auf mit ihrem Objekt „Menstruations pantie“. Das Markenzeichen von Jessi Strixner sind Kleidungsstücke. Tennissocken, Jacken, BH’s oder eben Spitzenunterhöschen. Mit ganz exaktem Faltenwurf hängen diese an der Wand, fast so als ob man sie gleich abnehmen und anziehen kann. Erst bei genauer Betrachtung fällt auf, dass alle Objekte aus massivem Holz gearbeitet sind.

Ein Werk von Jessi Strixner zum Thema Taboo, eine Austellung in der Stadtgalerie Altötting

Die beiden jungen Talente Viktoria Kuch und Franziska Krumbachner ergänzen das Thema Taboo um weitere Aspekte. Für Viktoria Kuch sind Themen wie Gehalt oder Kinderlosigkeit große Gesellschaftliche Tabus. Sie macht in Ihrer Arbeit die Tabuthemen durch Fäden sichtbar und will kulturelle Selbstverständlichkeiten thematisieren. Franziska Krumbachner möchte durch ihre Kunst Orte und Situationen sichtbar machen, die wir als Gesellschaft nicht sehen sollen oder nicht sehen wollen, weil sie unangenehm oder mit Ängsten besetzt sind. Dies können innere oder äußere Orte und Situationen sein, in denen wir etwas NICHT tun, sagen oder denken sollen. Kunst kann und muss, in ihren Augen, diese Orte sichtbar machen.

Ein Kunstwerk von Franziska Krumbachner zum Thema Taboo, eine Ausstellung in der Stadtgalerie

Die Künstler*Innen:

Florian Hagen

- 1985 in Altötting geboren, lebt und arbeitet heute in München
- Ausbildung zum Illustrator und Studium der Kunst in enger Zusammenarbeit mit dem Galeristen Christoph Dürr

Ausstellungen:
2010: Solo Ausstellung Galerie Christoph Dürr
2012: Gruppenausstellung zur Open Art München, Galerie Christoph Dürr
2014: Kunst am Spree Knie Berlin
2019: Greskewitz-Kleinitz Galerie Hamburg
2013 – 2022: Ausstellungen in der Galerie Christoph Dürr
2015 – 2022: Jährliche Ausstellung auf der Art Muc und Art House (by Art Muc)

Ein Porträtfoto von Florian Hagen

Franziska Krumbachner

- 2002 in Altötting geboren, Schulausbildung in Burghausen, Alt- und Neuötting. Besuch der Montessori FOS Gestaltung.
- 2022/2023 Zulassung mit Auszeichnung zum Studium an der Hochschule für Design in Offenbach
- Mitglied im Kunstverein Altötting und Probemitglied in der Künstler:innengruppe „Die Burg“ Burghausen

Ausstellungsbeteiligungen:
2020: Der kleine Prinz, Stadtgalerie Altötting
2020: Naturnahe Alz, Schüler:innenausstellung der Montessori FOS Gestaltung
2021: Bildstörung, Jahresausstellung der Gruppe „Die Burg“ Burghausen
2022: Werkschau, Praxis Heino Sator, Landshut

Ein Protraitfoto von Franziska Krumbachner

Maria Braune

- 1988 in Berlin geboren und aufgewachsen, zog 2009 nach Bayern, wo sie heute zwischen München und Chiemsee lebt und arbeitet.
- Lehre zur Holzbildhauerin an der Fachschule für Bildhauerei Berchtesgaden.
- Diplom-Studium der Freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hermann Pitz.
- Preisnominierungen und Veröffentlichungen in mehreren Ausstellungskatalogen.
- Ihre Arbeiten befinden sich in verschiedenen Dauerausstellungen und privaten Sammlungen.

Ausstellungen:

2016: Hotel Prinzregent, München
2020: Zimmerecken, Villa Flora, Winterthur, Schweiz
2021: Widerstand, Kunsthaus Kaufbeuren
2021: It‘s part of a Strategy, Galerie Burster Berlin
2021: Oberbayrischer Förderpreis f. a. Kunst, München
2022: Sternebeutel, Braun-Falco Galerie, München
2022: Hope on the edge, Galerie Yvonne Hohner, Karlsruhe
2022: Blurring Barriers, Holon Berlin

Ein Protraitfoto von Maria Braune

Jessi Strixner

- 1992 in München geboren, wo sie heute als freischaffende Künstlerin lebt und arbeitet.
- Meistertitel im Holzbildhauerhandwerk. Ausgezeichnet mit dem 1. „Young Artist Space“ Preis bei der Kunstmesse „Kunst Mitte“, Magdeburg

Ausstellungen:
Vertretung durch die Galerien Klose und Rademakers.
Teilnahme an zahlreichen Messen und Ausstellungen. Unter anderem:
2022: Art Karlsruhe, vertreten durch Galerie Klose
2022: „It just makes sense“ Ausstellung Rademakers Gallery
2021: Design Miami, vertreten durch Rademakers Gallery
2021: „undressed“ Einzelausstellung im Künstlerhaus am Lenbachplatz, München
2021: „Counterbodies“ Gruppenausstellung, Rotterdam
2020: Discovery Art Fair Frankfurt, vertreten durch Galerie Klose
2020: „mixed media“ Gruppenausstellung in den Fraunberg Ateliers, München

www.jessi-strixner.de

Ein Portraitfoto von Jessica Strixner, Foto: Thorsten Rupert

Viktoria Kuch

- 2001 in Wasserburg am Inn geboren und aufgewachsen in Feichten an der Alz.
- 2020 – 2022: Abitur an der Montessori FOS Gestaltung, Altötting
- Ab September 2022 Ausbildung zur Raumausstatterin
- Mitglied im Kunstverein Altötting

Ein Portraitfoto von Viktoria Kuch