Eine Szene aus der Ausstellung Märchenhaft in der Stadtgalerie Altötting.

„Märchenhaft – Von Scheherazade, Dornröschen und Co“

eine Ausstellung der Brüder-Grimm Gesellschaft in der Stadtgalerie Altötting

Was haben Märchen aus „1001 Nacht“ mit den Geschichten der Brüder Grimm zu tun? Das ist eine spannende Frage, die Groß und Klein vom 7. Juli bis zum 2. September 2018 in die Altöttinger Stadtgalerie locken wird. „Märchenhaft“ heißt die Ausstellung, die ihre Besucher mit auf eine Zeitreise in die Welt der Märchen nimmt. Als Schätze werden viele spannende Verbindungen „gehoben“, die von Indien über Persien und Frankreich bis hin zu den Brüdern Grimm reichen.

Die Ausstellung bietet eine Zeitreise durch die Welt der Märchen

Sobald der Besucher in der Zeitmaschine Platz genommen hat, beginnt eine spannende Entdeckungsreise. Unter dem Motto „Von Scheherazade, Dornröschen und Co.“ werden interessante und damit oftmals nicht so bekannte Bögen zwischen den Märchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, die diese 1812/15 in zwei Bänden erstmals herausgaben, und der orientalischen Märchentradition aus Indien, Persien und Arabien geschlagen. Das erzählt Dr. Bernhard Lauer, der Geschäftsführer der Brüder Grimm-Gesellschaft und Kurator zahlreicher Märchenausstellungen.

Eine Szene aus der Ausstellung Märchenhaft in der Stadtgalerie Altötting.

Märchengeschichten knüpfen kulturelle Bande

„Der große Erfolg der Grimm-Märchen liegt in zwei Elementen begründet. Allgemeine Menschheitserfahrungen werden in einem wunderbaren romantischen Erzählton wiedergegeben“, sagt Lauer. Er braucht nicht lange zu suchen, um Verbindungen zwischen den Geschichten, die Jacob und Wilhelm Anfang des 19. Jahrhunderts gesammelt und genauestens dokumentiert haben, und den Märchen herzustellen, die lange vor den Kasseler Märchensammlern und Sprachforschern im Orient und in Italien und Frankreich tradiert wurden. Während Dr. Lauer begeistert Brücken zwischen den eigentlich fremden Welten schlägt, wird einem „Märchenhaft“ schnell klar: Märchen sind Geschichten, die auf besondere Weise kulturelle Bande knüpfen.

Ein Szene aus der Ausstellung Märchenhaft in der Stadtgalerie Altötting.

Parallelen zwischen den Märchen

Wie eng die Inhalte der Märchenklassiker der Brüder Grimm und der Erzählungen aus 1001 Nacht miteinander verwoben sind, ist sehr gut im Märchen „Der Geist im Glas“ zu erkennen. Dort entdeckt der Sohn eines Holzhackers in der Mittagspause ein Glas, in dem ein böser Geist wohnt. Die beiden machen ein Geschäft. Der Sohn wird reich, kann deshalb studieren und im Gegenzug lässt er den Geist aus dem Gefängnis. „Dies erinnert doch sehr an Aladin und die Wunderlampe“, sagt Bernhard Lauer. Aladin, eine der berühmtesten Figuren aus 1001 Nacht, entstammt der arabischen Sammlung, die seit dem 9. Jahrhundert im Abbasiden-Reich mit Bagdad als Hauptstadt aufgeschrieben worden ist. Viele märchenhafte Ursprünge reichen sogar bis nach Indien und später nach Persien zurück. Die indischen Herrscher nutzen solche Geschichten, um ihre Prinzen zu erziehen.

Ein Szene aus der Ausstellung Märchenhaft in der Stadtgalerie Altötting.

Ein abwechslungsreiches Konzept

Auch der Seefahrer Sindbad ist in abgewandelter Form in Märchen der Brüder Grimm zu finden. Die „deutschen Verwandten“ des Seefahrers sind beispielsweise in „Die vier kunstreichen Brüder“ zu entdecken. Auch dort müssen die Hauptfiguren ständig Aufgaben lösen. Die Ausstellung stellt zahlreiche historische Verbindungen her. Sie zeigt aufwendig gestaltete Buchausgaben und erfreut mit schönen Illustrationen zu 1001 Nacht, die u.a. von Walter Crane und Edmund Dulac gestaltet wurden. Selbstverständlich spielt die Wesirstochter Scheherazade als Erzählerin der Märchen aus 1001 Nacht eine wichtige Rolle. In Europa erschienen die Märchen der 1001 Nacht seit 1704 erstmals in französischer Sprache, übersetzt von dem berühmten französischen Orientalisten Antoine Galland. Immer wieder floss der damalige Zeitgeist ein und veränderte die Inhalte meist in Richtung der herrschenden staatlichen oder religiösen Meinungen. Auch die Brüder Grimm wandelten ihre Märchen immer wieder ab, um gelegentlich aufkeimender Kritik entgegenzutreten.

Um die Märchenwelt noch interessanter und abwechslungsreicher werden zu lassen, gibt es während der Ausstellung auch eine Weihrauch- Gewürzecke. Diese umgarnt die Besucher mit Düften aus einer arabisch-orientalischen Welt. „Außerdem präsentieren wir schöne Märchengewänder unserer Gewandmeisterin, sowie Vorlesungen und Führungen“, erklärt Tourismusdirektorin Ulrike Kirnich abschließend.