Hier sehen Sie die Stiftskirche mit der Gnadenkapelle

Das Nordportal der Stiftspfarrkirche

Scheu – stark- sagenhaft! - Das Einhorn an der Stiftspfarrkirche

Von Hannes Schneider

Auf einem Altöttinger Stadtrundgang kommt man zwangsläufig an vielen Türen vorbei. Während einige beiläufig passiert werden, zwingt das Hauptportal der Stiftspfarrkirche - schon alleine wegen seiner Größe - zu einem kurzen Stopp. Ich nehme mir regelmäßig die Zeit Besucher hier etwas länger festzuhalten, um nicht auf das Gesamtwerk des Meisters der Altöttinger Türen nur „en passant“ einzugehen.
Großes Interesse, insbesondere bei Kindern, findet regelmäßig die Auflösung des Rätsels hinter der Symbolik der abgebildeten Tiere und Fabelwesen. Pelikan, Löwe, Bär und Co. hat man schon mal bei einem Zoobesuch leibhaftig gesehen, aber was stellen sie mit ihrem Nachwuchs auf dieser Türe eigentlich dar? Eventuell kann man sich dem mystischen Vogel Phoenix mit etwas Phantasie etwas nähern.

Hier sehen Sie das Nordportal der Stiftskirche

Quasi der Supertrumpf aber ist das Einhorn, das mit seinen Eigenschaften alles andere in den Schatten stellt. Dieses scheue Fabelwesen symbolisiert über die Jahrhunderte Reinheit, Unschuld und Heilkraft. Mit seiner unbändigen Stärke und Freiheitsliebe kann es der Mythologie nach nur von einer Jungfrau gefangen werden.

Da hat es Altötting als Marienwallfahrtsort doch tatsächlich geschafft, eines dieser seltenen Tiere einzufangen!

Eine Tür – Viele Botschaften

Warum uns das Nordportal der Stiftspfarrkirche auch von Ostern erzählt!

von Brigitte Weigl

Viele, viele Male haben wir das Hauptportal der Altöttinger Stiftspfarrkirche schon durchschritten, aber haben wir sie auch gesehen, hingesehen oder gar verstanden? Ich wage die Behauptung, dass die Menschen vor 500 Jahren im „Lesen“ von Bildern besser geschult waren als wir modernen Menschen heute. Die Künstler von damals waren nicht nur handwerklich überaus geschickt sondern auch begnadete Erzähler. So auch der „Meister der Altöttinger Türen“. Er verstand es, den Kern der christlichen Heilsgeschichte mittels zweier Vögel zu visualisieren. Im linken Türflügel, ganz oben, ist ein Pelikan zu erkennen, der sich die Brust aufreißt um seine Jungen zu füttern. Diese Szene steht somit allegorisch für den Opfertod Christi am Kreuz.

Hier sehen Sie das Nordportal der Stiftskirche

Im rechten Türflügel, ebenfalls ganz oben, sehen wir den mythischen Vogel Phönix der verbrennt, um dann aus seiner eigenen Asche wieder aufzuerstehen. Ein Symbol für Unsterblichkeit, das von der Spätantike bis hin zu den Harry Potter Verfilmungen Verwendung findet. Tod und Auferstehung – Karfreitag und Ostersonntag.

Künstler stehen ja im Ruf ein wenig eitel zu sein. Ob das auch auf den „Meister der Altöttinger Türen“ zutrifft? Jedenfalls ist anzunehmen, dass er uns, wenn schon keinen konkreten Namen, so doch sein Bildnis hinterlassen hat. Wir finden ihn ebenfalls ganz oben links. Und wer ist dann der andere auf der rechten Seite? Wahrscheinlich sein deutlich jüngerer Geselle, der lockigen Haarpracht nach zu schließen.