Tierskulpturen von Susanne Beurer in der Stadtgalerie Altötting
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Der Goldene Rüssl - Mag sich wundern wer will

Vom 30. Juni bis 30. Juli 2023 gibt es in der Stadtgalerie Altötting besondere Wesen zu sehen.

Die Tierskulpturen von Susanne Beurer entlocken einem unwillkürlich ein leises Lächeln. Auf geheimnisvolle Weise ziehen die Geschöpfe ihre Betrachter in ihren Bann. Dabei bestechen sie nicht durch naturgetreue Darstellung, sondern durch die fast menschliche Mimik, die den sorgfältig gearbeiteten Gesichtern innewohnt. Die Besonderheit der Kreaturen liegt darin, dass sie mehr sind als Mimesis oder die Rückkehr zur naturalistisch figurativen Darstellung. Susanne Beurers Individuen muten wie der Beginn einer Erzählung an, wobei sich der offen gelassene Projektionsraum ausfüllen lässt und man die humorvolle Stille in sich aufnehmen kann. Neben den unterschiedlichsten Materialien erschafft Susanne Beurer Ihre Skulpturen meist aus Bronze, dem klassischen Material der Bildhauerei. Dieser Werkstoff unterstreicht zusätzlich die Beständigkeit und Ruhe, welche die Arbeiten ausstrahlen.

Die Künstlerin Susanne Beurer

“Suspicious Minds We Are”

Die Tierplastiken von Susanne Beurer berühren einen bedeutenden Aspekt unserer Wahrnehmung. Wir alle neigen dazu, in unserer Umgebung unwillkürlich Muster zu konstruieren und in diesen menschliche Züge zu lesen. Ob wir in zufälligen Ereignissen eine Absicht vermuten, gar, wider jede Vernunft und Empirie, hinter den Naturgesetzen Plan und Willen zu erkennen meinen oder schlicht in der Form eines Vogelschnabels eine Mimik ausmachen – die Welt scheint in ihrer Gesamtheit stets nur uns selbst zu meinen.
Je nach eigener Verfassung fühlen wir uns durch diesen Umstand als unter ständiger Beobachtung stehend oder darin aufgehoben. Blicken wir auf ein Tier als schieres Lebewesen, befreit von jeglichen Fragen des Nutzens und der Wissenschaft, dann schaut ein Mensch zurück, im Grunde wir selbst. Wäre dem nicht so, dann würde uns die Haustierhaltung in der heutigen Zeit als eines der größten Rätsel der Menschheit gegenüber stehen. Susanne Beurers Arbeit und Haltung kreist um diese Spiegelungen und Projektionsflächen.

Hier sehen Sie eine Skulptur von Susanne Beurer

Beurers Interesse macht selbst vor Nischenerscheinungen der Tierwelt nicht halt. So weiß sie etwa um die genauen Lebensumstände der Holzwespe, eines Tieres, das derartig unauffällig ist, dass Menschen, die sich nicht professionell mit ihm auseinandersetzen und dennoch von seiner Existenz wissen, sich kaum gegenseitig kennen dürften. Susanne Beurers Blick auf Tiere ist von großer Empathie geprägt.

Wird der Specht eigentlich gemobbt? Und wie ergeht es der alleinerziehenden Ente? Hier zeigt sich ein Punkt, der auch für das menschliche Zusammenleben wichtig ist. Unsere Sichtweise auf das vermeintlich Fremde erzählt in erster Linie von eigenen Zuständen und weniger von denen der Anderen, die unsere Beobachtung betrifft. Das wird in Susanne Beurers Plastiken beispielhaft erfahrbar. So fremd sie in unserer Alltagswelt erscheinen mögen, sie begegnen uns als ein echtes Gegenüber. Wir möchten uns ihnen mitteilen, ihnen etwas geben, ihnen eine Frage stellen, vielleicht die, was das alles hier soll.

Hier sehen Sie Susanne Beurer

Ein wichtiger Anteil jeder künstlerischen Produktion besteht in der Herstellung von Klarheit.

Klarheit ist hier nicht mit Eindeutigkeit oder Ordentlichkeit zu verwechseln. Große Unordnung und Nachlässigkeit oder Ambivalenz und Mehrdeutigkeit sind dann berechtigt, wenn sie eben klar deutlich werden. Unordnung ist in Susanne Beurers Plastiken allerdings nicht auszumachen. Deren Formen ergeben Zusammenhänge, die sich allein wechselseitig bedingen. Das Material Bronze kommt Beurers Formensprache entgegen, da es die Wirkung von Flächen besonders unterstützt. Es stellt eine enorme Herausforderung dar, Überflüssiges beiseite zu lassen und den Rest zu verdichten, eigentlich Destillation zu betreiben. Susanne Beurer gelingt es in ihren Arbeiten, sich kurz zu fassen.

Und was die Existenz der Holzwespe angeht, sei allen Menschen dringend geraten, ihr einfach zu glauben.

Hier sehen Sie einen Hasen von Susanne Beurer